Vipassanā (Pali) geht auf Lehrreden des historischen Buddha zurück.
Vipassanā wird meist mit „Einsichtsmeditation“ oder „Klarblickmeditation“ übersetzt.
Zweck dieser Meditation ist das zunehmende Erkennen der „Realität“ oder „Wahrheit“, was nach buddhistischem Verständnis letztendlich zur vollkommenen Überwindung von Unzulänglichkeit, Leiden (dukkha) und damit zum Zustand des Nirvāna (Sanskrit; im Pali: Nibbāna) führt.
Vi-Passanā bedeutet ein höheres Sehen, das mit Hilfe der intuitiven Unterscheidung der Achtsamkeit zunehmend unsere Konzepte, Illusionen oder Verblendungen durchschaut und damit die jeweilige Realität oder Wahrheit direkt erfasst.
Obwohl Vipassana nicht eine Meditationspraxis sondern das Ziel dieser Praxis ist, hat es sich eingebürgert, dass wir von Vipassanapraxis sprechen.
Durch das kontinuierliche, liebevolle, annehmende spüren und betrachten der Phänomene in Körper, Herz und Geist können wir einige grundlegende Tatsachen des Lebens erkennen, in erster Linie die Vergänglichkeit aller Phänomene.
Jede körperliche Erfahrung, jede Emotion, jeder Gedanke erscheint und vergeht.
Unsere gesamte Wahrnehmung geschieht über die so genannten Sinnespforten. Dies sind die fünf körperlichen Sinne: Wir sehen mit den Augen, riechen mit der Nase, schmecken mit der Zunge, hören mit den Ohren, fühlen mit dem Körper.
In der buddhistischen Psychologie wird das Denken und die inneren Bilder als sechster Sinn bezeichnet. Alles was wir über diese Sinne wahrnehmen löst eine so genannte Gefühlstönung aus, die entweder angenehm, unangenehm oder neutral sein kann.
Üblicherweise haften wir an angenehmen Erfahrungen, wir wollen sie verlängern. Unangenehme Erfahrungen wollen wir so schnell wie möglich loswerden, neutrale werden oft nicht wahrgenommen, da sie zu wenig Reiz beinhalten.
In der Vipassana Meditation üben wir uns darin, mit unserer Achtsamkeit, dem Gewahrsein, möglichst kontinuierlich, genau und liebevoll mit den erscheinenden und vergehenden Phänomenen in Körper, Herz und Geist zu sein.
Es geht darum, anzunehmen was gerade jetzt wahrnehmbar ist. Wir müssen nichts an der gegenwärtigen Erfahrung ändern.
Wir richten die volle Achtsamkeit auf ein Objekt, bepielsweise eine Körper-empfindung und nehmen deren Veränderung und Auflösen wahr. Dann wird die Aufmerksamkeit beispielsweise von einem Geräusch "angezogen"; wir verweilen bei der Erfahrung des Hörens bis auch diese vergeht. Dann sind vielleicht Gedanken wahrnehmbar, die als Folge der Wahrnehmung dieser Geräusche entstanden sind - vielleicht wird daraus eine Geschichte gesponnen - oder wir kehren mit der Achtsamkeit zu einer Körperempfindung zurück und verweilen bei dieser bis auch sie sich wieder auflöst. So erkennen wir, dass unser Leben ein unablässiger, endloser Strom von entstehenden und vergehenden Erfahrungen ist, die keinen Bestand haben. Diesen Erfahrungsstrom definieren wir fälschlicherweise als "Ich". Letztlich sind es aber einfach entstehende und vergehende Phänomene in Körper und Herz-Geist.